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Schreibgipfel erklimmen.

Was die drei Hörnle mit den eigenen Schreibzielen zu tun haben

Manche Schreibimpulse entstehen einfach so in der Natur und in Bewegung. Dieser „Hörnle-Impuls“ für Schreibziele und andere Ziele lag im Sommer bei einer Wanderung am Wegesrand und wollte mitgenommen werden.

Was war passiert?

Ich bin auf das sogenannte Hörnle, bestehend aus drei Gipfeln, am Rand der Ammergauer Alpen gewandert. Nach einer Stunde Aufstieg lag vor mir ein ebener Weg, von dem drei Wegweiser auf das vordere, mittlere und hintere Hörnle zeigten. Der höchste Gipfel mit 1548 m (das hintere Hörnle) versprach die beste Aussicht auf die dahinterliegenden Alpen samt Zugspitze. Ob der Blick von den beiden kleineren Gipfel, dem vorderen und mittleren Hörnle mit 1484 bzw. 1496 m Höhe auch lohnend wäre? Die meisten Wandersleute zogen zum hinteren Hörnle und ließen vorderes und mittleres Hörnle links und rechts liegen.

 Eigentlich hatte ich Lust, alle drei Hörnle zu erklimmen, aber würde meine Kondition reichen? Und würde die Zeit reichen, bevor der angekündigte Regen einsetzte? Kurzum: Ich stand vor der Entscheidung, wie viele der drei Gipfel ich mitnehmen wollte und welche Reihenfolge ich wählen sollte. Ich habe dann mit dem mittleren Hörnle begonnen: kurzer, steiler Aufstieg, den Weg für mich allein und einen ersten schönen Blick auf die Alpen. Danach war klar: Das hintere Hörnle schaffe ich auch noch. Der Weg ging angenehm flach in Kreisen zum Gipfel, die Höhe fiel fast nicht auf. Die Belohnung gab es oben: Der Blick zum Ammersee in die eine Richtung, zu den Alpen in die andere. Zeit für die Mittagspause. Auf dem Rückweg kam ich am vorderen Hörnle vorbei. Wolken jagten über den Himmel, aber noch regnete es nicht. Spontane Entscheidung: Das schaffe ich auch noch. Ein kleiner feiner Hügel zum Abschluss, und das Bergtrio war perfekt.

Und was heißt das nun für das Schreiben?

Wir haben oft mehrere Gipfel zu erklimmen, mal kleinere, mal größere, mal steile kurze, mal flache langsame Anstiege. Wir haben unseren inneren Kompass, eine Vorstellung von unserer Ausdauer und sind abhängig von äußeren Umständen, die wir, wie das Wetter, nicht beeinflussen können – aber vor denen wir uns mit guter Regenkleidung schützen können. Nur: Auf alle Gipfel gleichzeitig wandern zu wollen, das funktioniert nicht wirklich.

Der Schreibimpuls:

Was sind deine (Schreib-)Gipfel, die du in nächster Zeit erklimmen möchtest? Zeichne sie zum Beispiel auf ein Blatt Papier, verbinde sie mit einem Weg, gib ihnen Namen, schreibe los.

  • Überlege beispielsweise, welche der Gipfel du wirklich erklimmen möchtest.
  • Welche musst du erwandern, welche werden von dir erwartet?
  • Welche Reihenfolge möchtest du wählen? Erst den höchsten Gipfel, der die schönste Aussicht verspricht?
  • Erst den steilen kurzen Anstieg, der dir ein kleines Erfolgserlebnis verschafft und dich ermutigt, auch den großen Gipfel zu wagen?
  • Nimmst du den ausgetretenen breiten Pfad oder den kaum sichtbaren Trampelpfad, den noch kaum jemand versucht hat?
  • Musst du jetzt schon entscheiden, ob du alle Gipfel erklimmst oder reicht für den Moment die Entscheidung an der ersten Weggabelung?
  • Musst du überhaupt auf den Gipfel oder genügen dir der murmelnde Bach und die Blumen am Wegesrand?

Hast du alles dabei, was du für die Wanderung brauchst?

  • Kompass, Schuhe, Regenkleidung und Proviant?
  • Wissen und Erfahrung, wenn Steine im Weg liegen oder ein Bach kreuzt?
  • Mut und Zuversicht, wenn du dir den Weg teilen musst, zum Beispiel mit einer Herde behörnter Kühe?
  • Und zuletzt: Wo steht unterwegs die Almhütte, an der du dich stärken und deine Wasserflasche auffüllen kannst?

Setze dir eine Zeit, z. B. 15 Minuten, die du mit und zu diesen Bildern schreibst. Vielleicht kommen dir dabei noch ganz andere Bilder, Aussichten, Perspektiven ... Schreibe, was dir auf deiner Wanderung begegnet.

Lies dir dann deinen Text nochmal durch. Was sagen dir deine Bilder? Wie kannst du damit weiterarbeiten? Wo möchtest du etwas verändern? Welchen Weg möchtest du wählen? Welche Entscheidungen möchtest du jetzt treffen, welche packst du erstmal in deinen Rucksack?

Egal, wie du deine „Erkenntnishörnle“ gefüllt hast: Jetzt bist du wieder ein Stück Weg weitergegangen.

In Bewegung sein

Und vielleicht hast du Lust aufs Wandern bekommen? Tatsächlich kommen die guten Ideen und Erkenntnisse oft dann vorbeigeflogen, wenn wir uns entspannt in Bewegung befinden und eben nicht angespannt auf den leeren Bildschirm oder das leere Blatt starren.


Schlagwörter

Dissertation, Klarheit, Prokrastination, Selbstcoaching, Selbstwirksamkeit, Ziele setzen , Wissenschaftliches Schreiben, Berufliches Schreiben, Kreatives Schreiben

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